Frans Hals: «Die Zigeunerin»; auch «Zigeunermädchen», 1629. Louvre, Paris.

Frans Hals konnte sich über seine Auftragslage wirklich nicht beklagen. Gut organisiert in der Lukasgilde, welche ihre Künstler auch vor Konkurrenz schützte, war Hals nach dem beinahe gleichzeitigen Tod der beiden führenden Portraitisten, Rubens und Van Dyck (1640/41), mit einem Schlag der begehrteste seiner Zeit. Die Aufträge häuften sich, der Zeitdruck wurde immer grösser. Durch die Mitgliedschaft in der Lukasgilde war es Hals erlaubt, auch Lehrlinge auszubilden – ein Umstand, der ihm jetzt äußerst gelegen kam. Und Lehrlingen war es zudem nicht erlaubt eigene Werke zu signieren – sie gingen quasi automatisch in den Besitz ihrer Meister über. – So gesehen muß „Die Zigeunerin“ (1629) aus zwei Gründen wohl die Arbeit eines seiner begabten (und sehr lebenslustigen) Schüler gewesen sein: Erstens läßt die sinnliche Frivolität des Bildes eine intime Liaison mit der Dargestellten erahnen, was für Hals schon aus Termingründen völlig unmöglich gewesen wäre, und zweitens lehnte der Meister ja minderbemittelte Kunden a prima vista ab.


Aus der Reihe: artefaked – alternative Fakten zur Kunst.