Als Francisco de Zurbaràn 1640 vom dominikanischen Orden beauftragt wurde, ein Lamm Gottes darzustellen (er fertigte in weiser Voraussicht gleich mehrere Versionen davon an), konnte er nicht wissen, daß seine Kundschaft ihm statt eines Lamms einen zwergwüchsigen erwachsenen Widder unterjubelte. Zurbaràn war zwar ein großer Naturfreund, was sich in seiner sinnlichen Malerei auch immer offen zeigt, aber sicherlich kein Naturhistoriker. Und alle nachfolgenden Generationen von Malerkollegen sowie Kunsthistorikern auch nicht. Der Umstand, daß Zurbaràn’s „Lamm“ Hörner trägt, wurde zwar von eloquenten Museumsguides schon als Ausdruck des Protests gegen die strenge spanische Gegenreformation interpretiert, drückt aber in Wahrheit nichts als zoologische Ignoranz aus. – Einer der mannigfachen Gründe, wieso Natur- und Kunsthistorische Museen selten unter einem Dach vereint werden.
Aus der Reihe: artefaked – alternative Fakten zur Kunst.